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Mit Leitern unternehmerisch hoch hinaus

Betrieb beschäftigt rund 100 Mitarbeiter - Mehr als 1000 verschiedene Produkte werden hergestellt 

Die Firma HACA-Leitern gehört zu den bekanntesten Betrieben in Bad Camberg. Es handelt sich um ein Familienunternehmen in der fünften Generation. Auf einem 80.000 Quadratmeter großen Gelände werden in rund 25 Gebäuden verschiedenste Leiter-Typen produziert und anschließend in die ganze Welt verkauft. Das Traditionsunternehmen wird aktuell von den beiden Geschäftsführern Klaus Alm und Helga Hassler, sowie von den Prokuristen Stefan Hassler und Heiko Hassler geleitet. Im Jahr 1888 gründete Johann Hasenbach, Urgroßvater von Klaus Alm, den Betrieb in Kriftel. "Zunächst handelte es sich um eine Schreinerei und Wagnerei, die auch Holz-Leitern herstellte", sagt der Geschäftsführer. In den darauffolgenden Jahren habe sich der Betrieb stetig weiterentwickelt, so dass man 1926 beschloss, von Kriftel nach Bad Camberg umzuziehen. "Damals suchte mein Großvater Lorenz Hasenbach gemeinsam mit seinem Bruder einen Standort mit einer guten Infrastruktur samt Bahnanbindung", erklärt Klaus Alm. Die Stadt im Süden des Landkreises Limburg-Weilburg habe sich deshalb für einen Umzug angeboten. Zunächst lief am neuen Firmensitz aber nicht alles nach Plan. Die Weltwirtschaftskrise zum Ende der 1920er Jahre traf nämlich auch HACA-Leitern hart. "Zeitweise arbeitete nur eine Person einen halben Tag pro Woche für die Firma", so Klaus Alm. Von 1933 an ging es dann wieder bergauf. Und auch während des Zweiten Weltkriegs liefen die Geschäfte gut. "In dieser Zeit wurden besonders viele Feuerwehrleitern benötigt", sagt der Firmenchef. Nach dem Krieg übernahm Maria Alm, Mutter von Klaus Alm, die Leitung des Unternehmens. Sie führte unter anderem die Akkordarbeit ein. 1947 kam Erwin Hasenbach, Onkel des derzeitigen Geschäftsführers, aus der französischen Kriegsgefangenschaft zurück. Er hatte eine Ausbildung als Maschinenbauingenieur. Die Firma wurde dann von einem Trio geführt, da auch der Großvater von Klaus Alm wieder im Betrieb tätig war. "Vor der Währungsreform im Jahr 1948 wurden dann oft Tauschgeschäfte gemacht", so der Chef des Traditionsunternehmens. Als ein Händler Stahl gegen Leitern tauschen wollte, kam Erwin Hasenbach auf die Idee, Stahl-Leitern zu produzieren. Mit dieser Innovation habe HACA-Leitern eine Vorreiterrolle in Deutschland eingenommen. "Die Stahl-Leitern wurden direkt zu den Kunden gebracht, da das bereits vorhandene Händlernetz der Idee skeptisch gegenüberstand", sagt Klaus Alm. Nachdem der neue Leiter-Typ gut angenommen worden war, entschlossen sich die Verantwortlichen, ein eigenes Vertriebssystem aufzubauen, das in den folgenden Jahren stetig erweitert wurde. Heute existieren übrigens deutschlandweit zwölf Werkslager der Firma. Der stetige Aufschwung des Betriebs wird besonders durch die Weiterentwicklung der Produktpalette deutlich. So war HACA-Leitern die erste Firma in Deutschland, die ab den 1950er Jahren Aluminium-Leitern herstellte. Wenig später kamen auch Fiberglas-Leitern hinzu. "Die Idee für die Herstellung dieses Produkts hatte mein Onkel während einer Reise in die USA", berichtet Klaus Alm. "Fiberglas-Leitern haben den Vorteil, dass sie resistent gegen nahezu alle chemischen Einwirkungen sind", so der Firmenchef weiter.

Inbegriff für Qualität und Sicherheit

Heute werden in Bad Camberg mit unterschiedlichen Fertigungsmethoden Leitern aus Holz, Stahl, Edelstahl, Aluminium und Fiberglas produziert. "Auch durch die aktive Mitwirkung des Unternehmens seit fast 90 Jahren in allen deutschen und europäischen Normungsgremien, die sich mit Steigetechnik befassen, ist der Name HACA-Leitern zum Inbegriff für höchste Qualität und Sicherheit geworden", sagt Klaus Alm. Nicht nur die Produktpalette, sondern auch das Firmengelände in Bad Camberg wurde in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder erweitert. In 1964 erhielt HACA-Leitern sogar einen Gleißanschluß, so dass importiertes Holz aus Amerika direkt zum Lager gebracht werden konnte. Den Gleißanschluß hat die Bahn allerdings im Jahr 2000 aufgekündigt. Besonders stolz ist Klaus Alm darauf, dass es der Firma vor mehr als 30 Jahren gelungen ist, ein ganz spezielles Sicherheitssystem für den Aufstieg auf Mobilfunkmasten, Windkraftanlagen sowie Schachtanlagen zu entwickeln. "Es handelt sich um eine Absturzsicherung an den Leitern, die den Menschen das Leben retten kann", sagt er. Außerdem hat der Betrieb aus der Kurstadt den sogenannten "Clifter" erfunden. "Dies ist eine mobile Steighilfe, die beim Aufstieg für eine Gewichtsentlastung von etwa 50 bis 70 Kilogramm sorgt", erklärt Klaus Alm.

Unabhängig von Zulieferern

Derzeit arbeiten rund 100 Menschen für die Firma in Bad Camberg. Sie sind in der Verwaltung, in der Fertigung, in der Produktentwicklung und in der Versandabteilung tätig. Außerdem arbeiten rund fünf Leute an der Herstellung von Werkzeugen, die für den Bau der Leitern benötigt werden. "Wir stellen auch möglichst viele Zubehörteile für unsere Produkte selbst her, um unabhängig von Zulieferern zu sein", sagt der Geschäftsführer. Die Aus- und Weiterbildung spielt bei HACA-Leitern ebenfalls eine große Rolle. Aktuell beschäftigt das Unternehmen zehn Lehrlinge im kaufmännischen Sektor, im Konstruktionsbüro sowie in der Abteilung für Werkzeugbau. "Alle Beschäftigten sind flexibel einsetzbar", betont Klaus Alm. Die rund 1000 verschiedenen Produkte von HACA-Leitern werden überwiegend an die Industrie, an Handwerksunternehmen und an Kommunen verkauft. In Bad Camberg stehen immer etwa 20.000 Leitern zur schnellen Lieferung am Lager. "Wir beliefern keine Baumärkte, aber auch Privatleute haben die Möglichkeit, die Leitern zu erwerben", erklärt Klaus Alm. Die Firma bietet auf ihrem Gelände auch Schulungen für die Kunden an. Es gehe dabei um richtige Anwendung der Leitern und um die Sicherheit. Die Produkte des Unternehmens seien den Angaben des Firmenchefs zufolge allesamt hochwertig. Man könne sie nicht mit "Baumarkt-Leitern" vergleichen. "Die Besonderheit der Produkte kann aufrechterhalten werden, da viele Arbeitsschritte manuell mit dem Augenmerk auf die beste Qualität und den höchsten Sicherheitsstandard durchgeführt werden", sagt der Firmenchef. Das Unternehmen sei wirtschaftlich gut aufgestellt. "Wir mussten seit der Gründung im Jahr 1888 niemals einen Kredit aufnehmen", berichtet Klaus Alm mit einem Lächeln im Gesicht. Die Corona-Krise habe der Betrieb bislang verhältnismäßig gut bewältigt. "Leider haben sich die Materialkosten aber deutlich erhöht. Teilweise sogar um 100 Prozent", so der Geschäftsführer. Dennoch blickt er zuversichtlich auf 2022. Aufgrund der Firmenphilosophie und mit der Hilfe aller Mitarbeiter und Partner werde man das folgende Jahr erfolgreich bewältigen.
Text:Tobias Ketter